2023-06-01

Lina E. und der deutsche Frosch im faschistischen Kochwasser


ZITAT: "Am heutigen Mittwoch wurden die Antifaschisten Lina E. und drei weitere Angeklagte zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Den Angeklagten wird vorgeworfen, im Zeitraum von 2018 bis 2021 mehrfach Neonazis angegriffen zu haben. Sie sollen zudem einer „kriminellen Vereinigung“ nach Paragraf 129 StGB angehören. Lina E. wurde zu fünf Jahren und drei Monaten verurteilt. Die weiteren Angeklagten erhielten Haftstrafen von zweieinhalb Jahren, drei Jahren sowie drei Jahren und drei Monaten."


Das Abrutschen einer Nation in den Faschismus wird häufig von jenen übersehen, die davon betroffen sind. Das mag daran liegen, dass unter all dem Zuckerguss der Freiheit, der von der Kultur und dem Alltagskommerz über der Befindlichkeit einer Bevölkerung gestreut wird, sich eine unterschwellige Lust am Autoritären verbirgt. Es ist ein perverses Bedürfnis, Bestrafungen beizuwohnen und sich dadurch besser zu fühlen. Es ist der eklige Unterbauch von Herr und Frau Normalverbraucher.

Diese Geisteshaltung ist gepaart mit der ewigen Annahme, dass die Schikane immer für die Anderen gedacht ist. Es ist kein exklusives Lebensgefühl der Deutschen. Man muss sich nur ansehen, welche geradezu erotische Lust weite Teile der amerikanischen Bevölkerung nun mit der Vorstellung verbindet, über private Meinungs-Generatoren wie Twitter und Facebook endlich wieder kräftig zu zensieren. Es endlich mal jenen, die ihr dummes Lügenmaul aufreißen zu zeigen.

Und wie viele Jahre musste man ständig lesen, wie sehr es den kleinen Spießer freute, dass dieser Assange, der doch angeblich so ein arschiger Typ sei, endlich mal eingebuchtet wurde. Diese Charakterschwächen des alltäglichen Schwätzers versickerten im Laufe der Zeit zu einem verkniffenen Schweigen, als zunehmend Menschen rund um den Planeten ihre Solidarität mit Julian Assange bekundeten. Denn der bürgerliche, mittelständische Wochenend-Nazi mit dem Daumen auf der Fernbedienung ist nur dann vorlaut, wenn er sich in der Mitte einer großen Menschenmasse wähnt. Beginnt der Popanz jedoch an den Rand des Meinungsspektrums abzurutschen, ist es mit den derangierten Äußerungen schnell vorbei. Der Knochen wird fallen gelassen und man verbeisst sich lieber in einen anderen. Diese Denkstrukturen im Schutze von Parteien auszuleben, die vor Jahrzehnten den Ruf besaßen "links" zu sein, fühlt sich dann besonders sicher an. 

Es ist der Stoff, aus dem Illusionen gewoben sind. Es ist die Absage an Ursachen und die Zuwendung zu einem ziellosen Herumdoktern an den Symptomen einer Gesellschaft.

In Deutschland ist dieses reaktionäre Gefühl mit einer beispiellosen Passivität gepaart. Eine Schicksalsergebenheit, die sich von jeglichem Anteil an den Geschicken des eigenen Landes lossagt. Denn eine Zeitung der Springer-Presse zu lesen, ist keine aktive Teilnahme an der Gesellschaft. Es gleicht lediglich dem orientierungslosen Murmeln eines hypnotisierten Menschen.

In Richtung der Regierung Scholz zu blicken und tatsächlich noch immer zu denken: "Die werden es schon richten. Eigentlich machen sie doch einen guten Job." grenzt an kollektiver Geisteskrankheit.

Der seit Jahrzehnten schwelende Verdacht, dass der deutsche Verwaltungsapparat massive Flecken auf der Netzhaut hat, wenn es um Nazis und Rechtsradikale geht, während er eine geradezu amerikanoide Obsession für das Ausmerzen alles Linken zu kultivieren versucht, wird irgendwann ersticken. 

Das große neoliberale Werk wird dann vollbracht sein. 

Denn ist es nicht so, dass stets dann, wenn bei neoliberalen Machenschaften jemand einen Scheinwerfer auf das Geschehen richtet, in der Ecke des Raums ein Nazi mit einem Geldsack in den Händen für einen Bruchteil der Sekunden erkannt werden kann?

https://www.unsere-zeit.de/mehrjaehrige-haftstrafen-im-antifa-ost-verfahren-4780767/

2023-05-21

Der Dieb im Tempel #5 (Der geheime Podcast)

 

Ich habe mir wieder einen Film angeschaut. Heute geht es um "Silence" von Martin Scorsese aus dem Jahr 2016 und einige Betrachtungen über die Unvereinbarkeit von Christentum und Japan.

2023-05-17

August Sander - Zirkusmenschen

 


August Sander: "Zirkusmenschen" (1926)

Ich weiß nicht, ob es Blixa Bargeld war, der mal gesagt hatte, dass alle spannenden Dinge am Rande der Petrischale stattfinden, nicht in deren Mitte, wo sich die Amöben zu dicht zusammendrängen, um noch freie Bewegung zu gestatten.

Deshalb finden sich am Rande der Gesellschaft häufig die interessanteren Menschen.

Der Dieb im Tempel #4 (Der geheime Podcast)

 

Dieses Podcast-Thema ist wie Kerosin, gegossen in das Feuer meiner eigenen Misanthropie. Es wird nur um eins gehen: Die 5 Grundsätze der menschlichen Dummheit des Carlo M. Cipolla.

 

Eine Besprechung des philosopisch-satirischen Büchleins "Allegro Ma Non Troppo" (1988), fortgesetzt mit einer anschließenden Aporie über Platons "Politeia".

Es geht darum, wie eine geistig klare Gesellschaft mit ihren Dummköpfen verfahren sollte, anstelle sie - wie wir es tun - unentwegt zu beschützen, zu befördern und zu belohnen. Dies ist ein Podcast am Abgrund.

 




 

 

2023-05-16

Liv Ullmann & Ingmar Bergman

 


Kiez

 

Die Seelords: "Wir lagen vor Madagaskar" (7", 1967)

DDR

 


Deutsche Demokratische Republik / DDR (1949-1990)

#NSFW

Lisa Gerrard / Dead Can Dance

 


Fawn "Bunny" Knutsen



Um Frank Zappa zu zitieren:

"Home is where the heart is. On the bus."


Das ist etwas schwer zu verstehen (oder zu erklären), doch die zusätzliche Kontextualisierung besteht in einer temporären Brücke, die ich zwischen "The Big Lebowski" und "Joe's Garage" geschlagen habe. Der Rest liegt an dir.

Akashinga

 


Edwin "Buzz" Aldrin


YOU PROMISED ME MARS COLONIES.
INSTEAD, I GOT FACEBOOK. (Buzz Aldrin)

 

Für mich eines der besten Zitate der Neuzeit. Und gute Zitate sind rar geworden. Insbesondere, wenn sie echt sein sollen.

Der Dieb im Tempel #3 (Der geheime Podcast)


In dieser Podcast-Episode geht es um Kriminalfälle. Zuerst mit dem Klassiker "Bullitt" (1968) von Peter Yates, mit einem besonderen Blick auf den dazugehörigen Soundtrack von Lalo Schifrin.

Und dann geht es um den großartigen Comic "Whiteout" von Greg Rucka & Steve Lieber aus dem Jahr 1998. Carrie Stetko ist eine meiner Lieblingsfiguren aus dem Comics-Universum. Sicherlich die Lieblingsfrau.

Hierbei komme ich nicht daran vorbei, über die übermäßig hollywoodeske Verfilmung mit Kate Beckinsale zu sprechen, und das damit zusammenhängende Problem eines mutlosen Castings.

2023-05-12

Der Dieb im Tempel #2 (Der geheime Podcast)

 


In der zweiten Episode meines obskuren Podcasts (bitte nicht anhören!) geht es um zwei Arten von Reisen.

Der erste Abschnitt ist dem Globetrotter-Pionier Richard Halliburton gewidmet, dessen progressiver Reisestil und altmodische Art zu denken eine ungewöhnliche Mischung hervorbrachten, die sich in seinen kurzweiligen Büchern niederschlug.

In der zweiten Hälfte der Sendung lese ich einen (an Gonzo-Journalismus angrenzenden) Essay von Darcy Ribeiro über dessen Leben im brasilianischen Urwald (erschienen im Herbst 1988,
in "Lettre International").

2023-05-09

Der Dieb im Tempel #1 (Der geheime Podcast)


Ich weiß nicht, woher der plötzliche Antrieb kam, einen Podcast zu machen. Vermutlich ist dies der Tatsache geschuldet, dass YouTube-Videos mühsam herzustellen sind - und dann in einer virtuellen Umgebung präsentiert werden, die mir ab und an ziemlich aufstösst.

Etwas an YouTube fühlt sich für mich zunehmend dumpf und hyper-kommerzialisert an. Mehr und mehr fühle ich mich dort (um die Strugatzkis zu paraphrasieren) wie ein Käfer im Ameisenhaufen. Und dazu kommt, dass ich ein Querulant bin. Ich versuche jeglichem Erfolg zu entkommen, weil Erfolg bedeutet, dass ich mich mit Menschen auseinandersetzen muss, was ich - so lange ich denken kann - stets als äußerst abscheulich empfunden habe.

Eine ungünstige Prädisposition, angesichts dessen, dass ich zugleich stets auch von dem Drang beseelt bin, etwas zu schreiben und zu präsentieren. Ein Widerspruch, den ich nicht so recht auflösen kannn.

Doch zumindest für eine Weile habe ich einen erträglichen Kanal für dieses Problem gefunden. Ein heimlicher, vor den Augen der Welt verborgener Podcast, der vermutlich kaum mehr als 10 Zuhörer hat - und bei einer Medien-Plattform online gestellt wird, die nicht einmal vernüftige Statistiken hinkriegt, so dass ich selbst nie wirklich sagen kann, wer zuhört und wie erfolgreich der Podcast ist.

Das ist eine ungewöhliche Situation, sichtlich unbefriedigen, doch auch seltsam befreiend.

Hinzu kommt, dass Podcast in ihrer Beschaffenheit relativ wenig Gegenstand von "social-media-artigen" Mechanismen, wie Kommentare sind. Klar, die technische Voraussetzung ist da, aber grundsätzlich sieht man selten viele Kommentare unter Podcasts. Und das hat vermutlich mit den medielen Lieferstrukturen eines Podcasts zu tun. Denn die Zuhörer benutzen zumeist Handys als das Medium, nicht selten in Autos. Es gibt sogar ganze digitale Receiver-Systeme für die ganz großen Fans. Aber es ist eben nicht diese Welt, wo jemand sein Auto am Straßenrand anhält, um seinen Kommentar abzugeben.

Mir ist das nicht unangenehm.

Doch zur Sache ... Mein Podcast ist überwiegend dem Eskapismus gewidmet. In einer Welt, die man zunehmend nur an ihrer Widerwärtigkeit messen möchte, gibt es für ein Individuum letztendlich nur drei Pfade: Der Freitod, die Transformation in einen Terroristen, oder kultureller Eskapismus. Alles andere ist nur Blöken und trottlichen Nachaffen von Talking-Points, die in irgendwelchen Talkshows präsentiert werden.

Somit - gilt mein Podcast interessaten künstlerischen Unterhaltungsformen, allesamt gut dazu geeignet, den bleiernen Alltag da draußen für einige Stunden zu vergessen. Die zentralen Medien hierbei sind Filme, Musikalben, Comics, Bücher und der gelegentliche Artikel.

Nicht alles daran mutet eskapistisch an (Eskapismus im Sinne von weißen Stränden und tief hängenden, leise flüsternden tropischen Palmen) - doch auch die Provokation und der geistige Nonkonformismus kann als eskapistisch angesehen. Allein die Tatsache, dass man sich dem Diskurs mit dem Pöbel entzieht, ist bereits eine Form von Eskapismus.

In der erste Episode geht es um Terry Gilliams Film "Fear and Loathing in Las Vegas", basieren auf dem Gonzo-Buch von Hunter S. Thompson. Dabei plaudere ich über den Verlust von Idealen, der am Anbeginn der 70er spürbar war, aber auch faszinierenden Prinzipien des sogenannten Gonzo-Journalismus, der gerade heute ein Gegenkonzept zu dem wirren, psychotischen Geschwafel eines Kriegstreibers wie Sascha Lobo (DER SPIEGEL - niemals lesen) und Konrad Schuller (FAZ  - niemals lesen) ist.

Weiter geht um das extrem zauberhafte Album "Malesch" der deutschen Proto-Ambient und Progressive-Rock-Band Agitation Free, welche von ihrer Tour durch den Mittleren Osten inspiriert wurde.

Die restliche Sitzung verbringe ich mit einem Blick auf das legendäre Comic-Buch "Die Südseeballade", der italienischen Künstlers Hugo Pratt. Hierbei geht es mir um den Begriff "Anemoia" - ein neuartiger Ausdruck, der ein ganz spezifisches Gefühl beschreibt. Die Wahrnehmung einer nostalgischen Sehnsucht nach einer Zeit und Welt, die man selbst gar nicht erlebt hat und die möglicherweise nie so erlebbar war.

ZIEL: https://anna-macht-urlaub.de/der-dieb-im-tempel/

2022-09-05

Leichenschändung - Das schurkische Amazon und seine schäbige Serie


(Montypythoneske Einleitung)

​​"Ringe der Macht" ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und sollte vor öffentlichen Schauprozessen verhandelt werden. Die Rückkehr der Guillotinen ist mir dabei in den Sinn gekommen. Doch das nur am Rande.

(Misanthropische Analogie)
Der deutlich subversivere Gedanke hat mehr mit dem gewohnten Echo zu tun - das übliche "Ach, so schlimm ist es nicht", oder "War doch ganz OK". Plötzlich wird begreiflich, weshalb es möglich ist, den Leuten mittels Massenhypnose einen bizarren Krieg im Osten zu verkaufen. Und wer das für viel zu hyperbolisch hält, sollte sich vor Augen führen, dass Amazon wegen "Rings Of Power" die jährlichen Prime-Gebühren angehoben hat. Das ist der neoliberlae Herbst 2022 - überteuerte Energiekosten und "Ringe der Macht" zum Warmhalten. Das "Milgram-Experiment" lässt grüßen. Und Jeff - aus dem Weltraum.

​(Doch Spaß beiseite)
​Natürlich kann man die Serie mögen. Das sei einem unbenommen. Es gibt Leute, die Andreas Gabalier großartig finden. Auch mit jenen muss ich mir theoretisch die Wahlkabine teilen. Doch niemand, der die Serie "gut" oder "OK" findet, sollte sich Tolkien-Fan nennen, denn dieser Widerspruch ist mit den Mitteln des Intellekts nicht aufzulösen. Diese Serie ist so grotesk schlecht und in ihrer Umsetzung so maßlos dilettantisch, dass ich ein Bedürfnis verspüre, mich bei Peter Jackson zu entschuldigen - für all die unflätigen Bemerkungen bezüglich der Hobbit-Trilogie.

​Diese Streaming-Serie hat ein operatives Budget von einer halben Milliarde (was inklusive Overhead de facto auf 1 Milliarde [!] hinausläuft) und kostet pro Episode ungefähr 90 Millionen $. Für dieses Geld wird ein hirnloser Brei abgeliefert, der Reaktionen erzeugt, die zwischen blankem Hass (wie in meinem Fall) und einem lauwarmen "Ja, ist ganz nett" oszillieren.

Und dies macht deutlich, wie nahe sich der Homo Oeconomicus Cretinus am zivilisatorischen Abgrund befindet und wie sehr wir jeglichen Zugang zum Grandiosen verloren haben. Natürlich hätten diese Stümper ihre eigene dumme Geschichte schreiben und verfilmen können. Aber die Showrunner wissen genau, dass dieser Mist nichts wert ist und den Überbau eines großen Namens braucht, den man schamlos ausschlachten kann. So wie sie Star Wars, Star Trek und vieles mehr vergewaltigt haben.

Die WOKE-Schwachmaten in Hollywood sind keine guten Autoren. Ihre Drehbücher sind wirre, infantile Scheiße. Aber sie lieben es horrende Geldbeträge zu kassieren und aus ihren Elfenbeintürmen dem Rest der Welt mit dem Zeigefinger vor dem Gesicht zu fechten. Vorzugsweise via Twitter. Und das System Tinseltown ist sich gänzlich bewusst, dass die Schöpfungen diese überbezahlten Amateure auf intellektuellen Tonfüßen stehen und auf sich allein gestellt sogleich in sich kollabieren würden. Also müssen für Millionen Dollar die Rechte beliebter Formate des 20. Jahrhunderts lizensiert werden, um sie dann mit der eigenen mentalen Gastroenteristis zu besudeln.

Und wer dies beanstandet, wird Nazi genannt, oder Frauenhasser. Zwischen einem abstrusen Vaginal-Dogma und einer nicht wirklich zu Ende durchdachten Representationsfilmpolitik sehen wir ein weiteres Symptom für den endgültigen Untergang dieser Zivilisation.

2021-12-17

Warum ich Facebook und Twitter gelöscht habe

 


Weshalb ich Social Media für eine destruktive Monstrosität halte, die in einer klugen Gesellschaft niemals existieren dürfte

Social Media versteckt sich viel zu lange hinter den selben positiven Argumenten. Es bringe Menschen zusammen und helfe in Not, in dem durch das Medium Missstände öffentlich gemacht werden können. Und ich bin sicher, solche Begründungen kommen bei Mark Zuckerberg wie aus der Pistole geschossen, spricht jemand ihn darauf an. Und bis zu einem gewissen Grad mag dies richtig sein, am Ende ist es dennoch nur dröge Bauchpinselei. Denn die Funktionalität von Social Media, als ein "Instrument für das Gute", ist eine derartige Randerscheinung, dass mir dieses Argument geradezu grotesk erscheint.

Social Media ist eine Maschine, die den Fortschritt hemmt. Und Fortschritt ist immer dann besonders vonnöten, wenn sich eine Zivilisation dem Abgrund nähert und somit ihr geistiges Potential freisetzen muss, um einem Sturz zuvorzukommen. So wie jetzt und heute. Social Media ist ein Hemmschuh dieses Prozesses. Hier wird menschliche Dummheit ungefiltert auf die Welt losgelassen, was wiederum zur Folge hat, dass unglaubliche Ressourcen aus den Reihen der Intelligenzija beansprucht werden, um diese Dummheit zu erwidern. Unzählige Wissenschaftler, Vordenker und Gesellschaftskritiker werden in sinnentleerte Diskussionen verwickelt mit Menschen, die zwar wenig über den besprochenen Gegenstand nachgedacht haben, dafür aber ein riesiges Megaphon und ein vorlautes Maul besitzen. Viele der Geistiggereiften würden vermutlich zu gerne auf solche Begegnungen verzichten und sich lieber auf ihre Fachgebiete beschränken, doch in ihrem Verantwortungssinn fühlen sie sich berufen, in die Debatten (und es ist sichtlich großherzig das tollwütige Gebell als Debatten zu bezeichnen) einzugreifen. Es ist vermutlich ein Impuls, den sie nicht so leicht abstellen können, da die aufgestellten Behauptungen und Bezichtigungen häufig so hanebüchen und bizarr daherkommen, dass auch jene Leute, die eigentlich keine Zeit für diesen Unsinn haben, doch den Fehdehandschuh aufheben. Ein Fehler. Doch ein Fehler, der moralisch begründbar ist.

Früher beschränkte sich dieser Unsinn auf die etablierte Eckkneipe, wo es nach Zigaretten, Bier und Männerschweiß roch. Dort konnte ein entsprechender Dilettant angesoffen seine Parolen und Behauptungen hinausposaunen und erntete dafür entweder einen Applaus, oder ein gönnerhaftes Klopfen auf die Schulter. Hier, Aldder, trink noch einen. Doch heute können sich die Doofsten der Doofen miteinander vernetzen und erfahren etwas, das ihnen die letzten 5000 Jahre aus naheliegenden Gründen versagt haben: sie fühlen sich plötzlich stark und von Macht beseelt.

Platons Sorge bei der Demokratie war das Abgleiten in eine Diktatur des Pöbels. Dabei lässt sich der Pöbel stets leicht indentifizieren, zum Beispiel anhand der Rechtschreibung.


Ich kann die Faszination verstehen. Wer jemals einen schwachsinnigen Unsinn von sich gab und dafür ein begeistertes Echo erntete, wird auf dieses Gefühl nicht so schnell verzichten wollen. Es ist wie Männer, die einer Frau unter den Rock greifen und feststellen, dass sie dafür niemand bestrafen wird. Es ist nicht anzunehmen, dass solche Fehlgriffe ohne Wiederholung bleiben.

Meine Präsenz in den "sozialen Medien" war schon immer zum Scheitern verurteilt. Das hatte vor allem damit zu tun, dass ich es hasse, unreife Gedanken zu publizieren. Über Jahre hatte ich stets 5% von dem "gepostet", was ich zu schreiben angefangen habe. Mit anderen Worten, von 20 Kommentaren oder Reaktionen habe ich 19 inmitten des Schreibens wieder abgebrochen und gelöscht. Denn ich hatte nicht den Eindruck, den Gegenstand hinreichend durchdrungen zu haben.

Die restlichen 5% meiner Beiträge waren zumeist einsame Postings, die fast keine Reaktion bewirkt haben. Aber das ist in Social Media normal. Wenn menäutisch erkämpfte Gedanken dort gepostet werden, empfindet man sie schnell als unpenetrierbar. Und das gilt als langweilig und neunmalschlau, weil man sich daran nicht richtig abarbeiten kann, man kann sich nicht richtig darüber streiten und am allerwenigsten eignet es sich für die Austeilung von Beleidigungen.

Und ich schreibe dies nicht, um mich als besonders schlau zu präsentieren. Denn die Wirklichkeit ist doch viel problematischer. Ich bin lauer Durchschnitt und nicht so klug, wie ich es gerne wäre. Und gerade in diesem Maßstab müsste Social Media eine glänzende Stadt des Esprits und des brillianten Geistes sein. Ein Ort, an dem ich gefordert bin, überhaupt mit den anderen Schritt halten zu können. Die bloße Vorstellung, dass jemand wie ich durch die Korridore und Seitenstraßen von Facebook und Twitter wandern kann und dabei wie ein einsamer Samurai anmutet, mit dem sich niemand so richtig "streiten" will, ist ein desasteröser Siegeszug der menschlichen Dummheit und Durchschnittlichkeit. Jemand wie ich sollte im unteren Drittel der geistigen Leistungsfähigkeit auffallen.



Doch das ist nicht, wie Social Media funktioniert. Die treibende Idee ist, dass die Menschen unentwegt ihr Erbrochenes über den Monitor verschmieren, oder die dümmsten ihrer ohnehin nicht sehr gewieften Ergüsse auf die Tastatur masturbieren und dann so schnell wie möglich ENTER drücken. Um jenen schreibenden Individuen zuvorzukommen, die zufällig denselben idiotischen Gedanken hatten. Nachdenken ist OUT. Dummheit ist IN.

Wir leben im Zeitalter des Homo oeconomicus cretinus. Belohnt wird heutzutage nur debiles Verhalten. Läppisches Influencertum. Verhurtes Anpreisen von irrelevanten Produkten. Das Massieren von Google und Amazon mit SEO. Das ist der große Bonus des neoliberalen Verdummungsprojekts, das nun schon bald ein halbes Jahrhundert diese Zivilisation davon abhält, weiterzukommen. Dummheit ist nun ein bleierner Deckel, der am oberen Ende der Leiter den Weg versperrt. Außer du denkst, auf das Displays deines Handys zu onanieren ist Fortschritt. Kretin.

Das "ROFL-Emoticon" bei Facebook ist ein perfektes Beispiel dafür, dass wir in einem Zeitalter leben, dessen idealer Ausklang in dem Einsturz eines Asteroiden bestünde. Wo immer dieses Emoticon auftaucht, kannst du gewiss sein, dass massive Dummheit gerade am Werk war. Und ironisch ist dies auch, denn Facebook war sich 2017 nicht zu schade, Fotos der der 30.000 Jahre alten "Venus von Willendorf" als Pornographie einzustufen und zu sperren - weil eben Titten und so. Puh, gerade noch die Jugend gerettet.

Doch mit welcher alltäglichen Abscheulichkeit Menschen ihr ach so sarkastisches ROFL-Emoticon an den unpassendsten Stellen zum Einsatz bringen, ist ein geradezu unfehlbarer Indikator, dass hier die Dümmsten der Dummen unterwegs sind und dass die Plattform, auf der sie sich derartig profilieren, eine Kaderschmiede der menschlichen Stumpfsinnigkeit ist. Dort wo sie sich häufen, ist die Kult der Imbezilität am dichtesten festzustellen. Vorzugsweise unter Postings über das Quälen von Tieren, dem Niedergang der Natur und den Leidensschicksalen von Menschen, die nicht das Glück haben, einen Job zu haben, der so banal ist, dass man den halben Tag mit dem Handy in der Hand virtuelle Grimassen schneiden kann.
Geniestreich Marke Facebook - Stichwort Gish-Galopp-Argumentation


Den Nonsense-Charakter dieser Plattformen offenbart sich schnell im Spiegelbild klassischer logischer Trugschlüsse. Von dem geradezu bösartig instrumentalisierten "Non sequitur", über "Cum hoc ergo propter hoc", zu den obskuren Gesamtverhaftungen und

den falschen Äquivalenzen, und den unehrlichen Strohmannargumenten - es ist geradezu schwierig geworden, auch nur einen Kommentar dort zu finden, der nicht vor diesen logischen Fehlern strotzt. Oder - und das wiegt freilich viel mehr - in höchst perfider Manier diese Trugschlüsse absichtlich waffenfähig macht, gewahr dessen, dass es ohnehin keine Rolle spielt. Denn die Aufgabe war zu keinem Zeitpunkt eine andere, als sich unentwegt mit geistigen Fäkalien zu bewerfen und damit das eigene Profil zu schärfen.
Wie gut, dass Facebook nun frei von weiblichen Brüsten ist. Die Jugend ist sicher!


Nun mag es genügend Intelligenzbestien geben, die es sich leisten können, aus den daraus resultierenden virtuellen Straßenschlachten einen Lebensinhalt zu machen. Ich bewundere das. Es ist sicherlich eine Frage von Dickhäutigkeit und Gelassenheit, es an sich heranzulassen. Es ist eine Frage von Dickhäutigkeit und Gelassenheit, den von Dummköpfen herausgeschrienen Wirrwarr zu entwirren und damit einen Dienst an der faktischen Korrektheit zu leisten. Und ja, der Heinz-von-Foerster-Fan in mir meidet an dieser Stelle in voller Absicht das klebrige Wörtchen "Wahrheit".

Dickhäutigkeit und Gelassenheit, die Rüstungen gegen die Übermacht der Idioten. Ich habe beides nicht.

Wenn du dich vor diesem Mann verneigst, bist du zwangsläufig ein Idiot.


Deshalb ist Social Media eine außerordentlich toxische Umgebung für mich. Doch auch das, was Social Media repräsentiert, halte ich für verheerend und destruktiv. Und hierbei wird in der Zukunft ein Preis gezahlt. Mark my words. Zu oft wurde Social Media als eine "konkurenzlos demokratische Einrichtung" gepriesen. Der perfekte Begradiger von Klassenunterschieden. Das gerechte Medium, wo jeder eine Stimme hat und niemand zum Verstummen gebracht wird.
Pseudo-satirischer Bad-Photoshop-Nonsense. Doch für den postfaktischen Pöbel ausreichend.


Lassen wir mal das Detail beiseite, dass in den letzten Jahren sehr wohl Leute zum Verstummen gebracht wurden, wenn ihre Ansichten nicht mit dem Establishment im Einklang waren. Lassen wir mal das Detail beseite, dass Social-Media-Plattformen privatwirtschaftliche Unternehmen sind, die zwar Strukturen fördern, die globaler Natur sind, aber am Ende befindet man sich auf einem Privatgrundstück und kann von diesem mit einem dicken Arschtritt hinausbefördert werden. Das ist ganz normal in einer Welt, in der sich die gesamte Weltbevölkerung von einem Unternehmen versklaven lässt, das nicht einmal richtig Steuern zahlt. Lassen wir all das beiseite. Denn das wahre Problem von Social Media wurde schon vor über 2000 Jahren von Platon aufgegriffen. Social Media ist die hässliche Fratze der Demokratie. Die Schattenseite. Der ausgeleierte Unterbauch. Jener Moment, in dem sich die Demokratie in eine Diktatur des Pöbels verwandelt.

Social Media ist kein Fall von sagenhafter Schwarmintelligenz, wie es ihre Profiteure unentwegt behaupten. Es ist lediglich eine bizarre, blutige Fehlgeburt, deren Handyaufnahme in millionen Haushalte getragen wird. Es ist die Tyrannei der Dummschwätzer, der aufgeblasenen Popanze, der wirren Influenzer - doch vor allem ist es der Aufbruch all jener, die immer ihr eigenes Wohl über das Wohl der Gesamtheit stellen. Sie mögen sich scheinheilig in Gruppen assoziieren, weil sie plötzlich dieses Gefühl von Macht in ihrer Verstärkung erfahren. Doch am Ende geht es immer nur darum, Sätze zu bilden, die mit dem Wörtchen "ich" anfangen. Ihre Freiheit ist wichtiger als der anderen Gesundheit. Ihr Anspruch auf Gemütlichkeit ist wichtiger, als der Fortbestand der Natur. Ihre Dekadenz ist wichtiger als die Zukunft der kommenden Generation. Hierzu sind sie bereit sich in alle Richtungen zu verrenken und die blödeste Häme von sich zu geben. Dinge, für die sich früher sogar ein Dorftrottel geschämt hätte, werden nun als "Meme" millionfach geteilt und als Geniestreiche gehandelt. Social Media ist die größte Orgie des menschlichen Egoismus, die es in der Geschichte dieser Zivilisation jemals gab.

Der Vorteil des guten alten Ad-hominem-Angriffs besteht zumindest in einer inhaltlichen Geradlinigkeit, die sich nicht hinter falscher Satire und Non Sequiturs versteckt. Wenn schon Dummheit, dann doch wenigstens undrapiert.


Bei all dem wird gerne erwidert, dass man es sich in einer freiheitlichen Gesellschaft eben nicht aussuchen kann, für welche Lebensentwürfe sich der Gesamtorganismus entscheidet. Dies ist eben der Preis, den man zahlen muss, damit alle dieselbe Freiheit genießen können.

All das ist natürlich verlogener Unsinn. Zum einen verlor Social Media an dem Tag seine Unschuld (und die notwendige Homöostase!), als die sogenannten "Promis" erkannt haben, dass sie Millionen bei ihren PR- und Marketing-Fritzen sparen können, wenn sie sich einen Twitter-Account zulegen und dort ihre Anliegen hinauspusten. Ein System, das auf einer egalitären Gravitationsverteilung zwischen allen beteiligten Partikeln basierte, erhielt schlagartig diese Riesenplaneten hineingestellt - Hollywood-Celebrities, die stolz millionen "Follower" in ihrem Schwerkraftfeld akkumulierten. Aus einer Architektur, die einst Freiheit, Kreativität und Austausch versprach, wurde zügig die nächste Superstar-Scheiße, wo sich Menschenscharen vor irgendeiner Kultpersönlichkeit verneigen, die einfach nur ihren überbewerteten Kram verchecken möchte, während sie sich dabei nahbar und kumpelhaft gibt. Gar nicht davon zu sprechen, dass viele von ihnen zu alt oder zu stoned sind, um ihren Account selbst zu bedienen, so dass es am Ende doch wieder die überbezahlte PR-Klitsche ist, die so tut, als sei der Superstar ein Mensch des Volkes.

Und das mag den betuchten Stars in einem turbokapitalistischen Universum unbenommen sein, aber vielleicht sollten wir dann auch Abstand davon nehmen, Twitter und Facebook als "Social Media" zu bezeichnen, da es in rein quantitativer Bewertung doch mehr "Celebrity Media" ist. Wie soll es denn "social" sein, wenn es vorrangig von Leuten verzerrt und verzogen wird, die alle einem elitären Club angehören, dessen Mitglied du niemals sein wirst? Was ist denn daran gesellschaftlich?

Der andere und deutlich düsterere Faktor besteht darin, dass Social Media zu einem Versuchslabor des Abhörens, Auspionierens und Bevormundens geworden ist. Es ist ein Schlachtfeld der Vermarktung und des Produktverschacherns geworden, während Metadaten längst zu einem begehrten Gegenstand von demographischer Manipulation, politischer Kampagnenführung und geostrategischer Eruierung geworden sind. Darin liegt auch eine peinliche Ironie, wenn der furzstolze teutonische Patriot sich auf Facebook wie ein Idiot aufführt und dort mit geschwellter Brust seine ausgeübte Meinungsfreiheit erlebt, ohne zu merken, dass er eine Amöbe in einer Petrischale größerer Mächte ist, die dankbar seine psychologischen Marker dem algorithmischen Gesamtprofil hinzufügen.

Und all diese Mächte und Gewalten, die an dem System zerren sind auch dieselben Mächte und Gewalten, die darin eingezahlt haben. Das ist eben auch der Augenblick, an dem die gepriesene "Meinungsfreiheit" von Facebook & Twitter zu bröckeln beginnt. Denn neben dem Abschöpfen von intimen Informationen und dem Verchecken von nutzlosem Kram, ist da noch die Imagekontrolle und damit das Unterdrücken von unliebsamen Meinungen, die dem geostrategischen Drall zuwiderlaufen. Man kann eben einen Nazi mit 30-Tage-Sperrungen bestrafen und ihm im selben Atemzug Bomberjacken zum Kauf anbieten. Fucking genius.

Es ist ein kalter, schauerlicher Moment, zu beobachten, wie sich ein Industrie-Ungeheuer und eine Meute aus links-liberalen, freiheitlichen Weltrettern plötzlich assoziieren und gemeinsam der Zensur und der autoritären Verstummung von Individuuen zujubeln. Sie deuten es sogar als Siege der Freiheit und Aufklärung. Man müsste kichern, wäre es nicht so dramatisch. Es ist eben eine prinzipienlose Schwätzerwelt geworden, die da bejubelt wird. Narren, die selbst an der Konstruktion eines Bergwerks arbeiten, in dem sie in der Zukunft ihre Zwangsarbeit leisten werden.

Das "alte Internet" war viel besser. Das Megaphon stand dort nur jenen zu, die ausreichend Intelligenz besaßen, um selbst die Plattform dazu zu erzeugen. Somit war die Fähigkeit, eine Webseite zu bauen, oder einen Blogaccount salonfähig zu machen eine Art "Chump Test". Wie ich sie vermisse, die Ära der guten alten Webseiten. Jene Zeit, als Intelligenz weitgehend einer Eintrittkarte auf die Agora entsprach.

Der Unterschied zwischen einem Blogger vor 20 Jahren und heute, ist eben wieder Unterschied zwischen einem professionellen Jazz-Fusion-Gitarristen und jemandem, der echt gut in "Rock Band" ist. Das Problem offenbart sich, wenn ein "Rock Band"-Gamer tatsächlich zu glauben beginnt, ein Musikinstrument virtuos zu beherrschen. So hält sich auch manch ein Social-Media-Dummschwätzer und Influencer für einen Journalisten oder zumindest für einen gültigen Kommentatoren zeitgenössischer Ereignisse.

Und ich weiß, dass niemand diese Zeilen liest oder lesen wird. Sie interessieren niemanden. Die Leute sind so glücklich mit ihrem Facebook und Twitter, da es ihnen die Zeit in der U-Bahn und im Wartezimmer versüßt. Die effektivste Sucht ist eben jene, die sich hinter alltäglichen Notwendigkeiten verstecken kann.

Meine Entscheidung, Social Media hinwegzufegen und aus meinem Leben zu vertreiben, ist leider eine Entscheidung für die mediale Einsamkeit. Die digitale Stille. Eine Konsequenz, mit der ich leben muss. Doch die Straße der Idioten führt nun nicht mehr unter meinem Fenster vorbei. Dir mag das als ein Regress erscheinen. Ich nenne es Fortschritt.

Doch ich bezweifle, dass du es jemals verstehen wirst. Dafür kitzeln die Mechanismen der Social Media zu sehr die Synapsen des protoreptilischen Bereichs deines Gehirns.


 

2021-04-08

Plateau von Céüse - ein Dilemma

Für mich persönlich ein echtes Dilemma, da ich gleichermaßen ein Fan der Astronomie, wie auch des Klettersports bin.

Es sollte doch eine Lösung geben, die beide Welten zufriedenstellt!

https://www.lacrux.com/klettern/sportklettergebiet-ceuese-droht-die-sperrung/


 

2021-04-06

Bill Clinton und die alltäglichen Mühen der Frauen

Das ist keine Parodie. Kamala Harris wendet sich an Bill Clinton, um mit ihm über die Benachteiligungen von Frauen in Zeiten von Covid zu sprechen. Jetzt, da Jeff Epsteins Privatjet ihn nicht mehr durch die Gegend fliegt, hat Bill viel über Frauen zu sagen.

Wenn der CIA philosophische Bücher studiert

Ein Essay des Philosophen Gabriel Rockhill über das befremdliche Interesse des amerikanischen CIA an französischen postmodernen und existenzialistischen Denkern.
 
"(...) The agency responsible for coups d’état, targeted assassinations and the clandestine manipulation of foreign governments not only believes in the power of theory, but it dedicated significant resources to having a group of secret agents pore over what some consider to be the most recondite and intricate theory ever produced. For in an intriguing research paper written in 1985, and recently released with minor redactions through the Freedom of Information Act, the CIA reveals that its operatives have been studying the complex, international trend-setting French theory affiliated with the names of Michel Foucault, Jacques Lacan and Roland Barthes. (...)"

https://thephilosophicalsalon.com/the-cia-reads-french-theory-on-the-intellectual-labor-of-dismantling-the-cultural-left/


 

 

 

2021-04-05

Unsere Freunde, die braunen Bataillone aus der Ukraine.

Die #NATO ist eine zweckentfremdete, anachronistische Organisation, die Deutschland eines Tages an den Abgrund zerren wird. 
 
Das wird deutlich, wenn man feststellt, dass einige Streitkräfte unserer ukrainischen "Verbündeten" inzwischen SS-Totenkopf-Embleme auf den Schultern tragen. Und nein, nicht in einem Handy-Schnappschuss, der ein obskures Bataillon in der Karpatenukraine zeigt. Das hier kommt direkt von Poroschenkos Facebook-Profil. Tolle Partnerschaft. 
 
Wollen wir vielleicht Ernst Röhm aus Bolivien zurückholen, damit er die Bundeswehr auf Vordermann bringt?
 

2021-04-04

Die unstillbare Lust am Braunsein.

Jener Pseudo-Historiker, den sich die polnische Regierung geleistet hat, um die Geschichte des Zweiten Weltkriegs im Geiste der NATO-Overlords umzuschreiben, stellt sich heraus als ein... genau, ein Vollblut-Neonazi.
 
Doch die NATO hatte in den letzten Jahren durchaus eine kameradschaftliche Haltung zu Nazis bewiesen.
 

Are you happy now?

Konsequenzen mieser transatlantischer Politik.
NATO-Spielchen werden Europa an den Rand des Abgrunds bringen, so wie sie heute schon einige Leute extrem reich machen.

Die deutschen NATO-Scharwenzler

Anti-Europäische Po(s)sen deutscher Politiker. Trans-atlantische Speichellecker Winfried Kretschmann, Malu Dreyer, Volker Bouffier und Markus Söder betteln bei amerikanischen Politikern um das Bleiben der Truppen. Dabei war die Zeit nie reifer für eine Europäische Armee, anstelle einer NATO, deren Zeche wir steuerlich mittragen und deren politische Orientierung mit uns kaum noch etwas zu tun hat.

Und ja, es befinden sich immer noch zwanzig B61-Wasserstoffbomben in Büchel in der Eifel.

2021-03-27

Fuck you, Norway!

Wie sie mich alle langweilen, mit ihrem psychotischem Geschwätz über die "freie Marktwirtschaft" und wie der "Markt alles regelt". Zu oft erweist sich dies als eine Straße, an deren Ende sich Abscheulichkeiten abspielen, die der Homo oeconomicus cretinus dann allzu gerne unter den Teppich kehrt.

Norwegen macht sich hier zu einem peinlichen Speichellecker der Japaner, die gegenwärtig bereit sind, horrende Preise für Güter zu zahlen, für die in ihrem eigenen Land kaum Nachfrage besteht. Insbesondere nicht bei jungen Leuten, die wirklich kein Interesse an Walfleisch haben.

Hier ist findet also ein Vorgang statt, der wirtschaftlich absolut keine Relevanz hat, jedoch auf Kosten der Wale vorangetrieben wird. Der moderne Mensch sollte keine Wale töten. Punkt. Dies ist eine human-philosophische Angelegenheit, die als ethischer Imperativ in dieselbe Kategorie fällt, wie unsere Bereitschaft darauf zu verzichten, nach einer gewonnenen Schlacht sämtliche Frauen im Ort zu vergewaltigen. Etwas, womit Japan ebenso stets seine Mühen hatte.

In einem Zeitalter, in dem wir als Zivilisation zwinged voranschreiten müssen, uns bessern müssen - in unseren Entscheidungen, in unseren Handlungen und in unserer Haltung, um zu überleben und unseren Nachkommen eine Zukunft zu bieten, die lebenswert ist --- in einer solchen Phase unserer Existenz hat dieser dümmliche Nonsense keinen Platz mehr. Und schon gar nicht, wenn hierbei die einzige Rechtfertigung darin besteht, die Spielräume des "freien Marktes" herauszubeschwören, als ob dies eine echte Bedeutung hätte.

Darum gibt es hier nicht einmal eine Diskussionsgrundlage. Nur ein: Fuck you, Norway!

https://www.geo.de/natur/tierwelt/fischerei-norwegen-startet-walfangsaison---und-tierschuetzer-protestieren-30452464.html

2017-06-08

My beef with "Beef!"

Unlängst in der Schaufensterauslage auf dem Bahnhof zu Nürnberg gesehen. Betuchten-Schmonzette "Beef!" zeigt sich erwartungsgemäß von der ganz bizarren Seite und demonstriert die starren Denkstrukturen ihrer Herausgeber und Leser.

So wartet die Titelseite mit dem Foto eines Rippenkoteletts, das unweigerlich an die plastinierten "Körperwelten" des Anatoms Gunter von Hagen denken lässt. Das allein würde mich sicher nicht "triggern", denn ich lasse den Fleischessern ihren Fetisch. Doch dann ist da noch die Copy aus der Hölle, vermutlich verfasst von einem zugekoksten PR-ler, in später Nacht am Computer, zwischen zwei Runden Masturbation zu asiatischer Pornographie. Denn über dem Bild heisst es "Das beste hat Gott schon immer aus den Rippen erschaffen."
 
Einige werden es an dieser Stelle ohnehin erraten haben, aber gemäß den Umfragen gilt die "Beef!" als eine reine Männerzeitschrift - mit einer männlichen Leserbeteiligung von über 80%. Das ist sozusagen die "Penthouse" für den Magen.

Darum haben hier die Texter gekonnt die drei Lieblings-Markenkerne des deutschen Piefkes in nur einem Satz vereint: Gott, Weiber und Fleisch. Vermutlich in beliebig austauschbarer Reihenfolge. Es soll auch ein wenig feministisch riechen - so nach dem Motto: "Wir haben ja das 'Beste' gesagt." Doch eine Verdinglichung bleibt eine Verdinglichung, egal wie viel Lippenstift man hastig draufschmiert.

Denn Frauen sind weder Derivate aus Adams Brustkasten, noch sind sie das "Beste" gleich neben dem Kotelett. Wann hört denn der Quatsch eigentlich auf?



Richtig absurd wird es dann in dem Spread. Und damit ist nicht der pornographische "Spread" gemeint, sonder der "Two-page spread".

Dort tönen die Texterprofis gleich mal mit der Überschrift "Inder statt Tinder". Für all jene Millennials, die zu jung sind, um dabei gewesen zu sein - diese Schlagzeile ist eine Anspielung auf den CDU-Politiker Jürgen Rüttgers, der bei der NRW-Landtagswahl von 2000 den Slogan "Kinder statt Inder" unters Volk brachte - als Reaktion auf die damalige Greencard-Initiative der rotgrünen Regierung.




Der Spruch war schon damals scheiße, doch durch die kalauerhafte Aufarbeitung von Beef! wird es noch eine Spur geschmackloser.

Amüsantes Detail - als Hintergrundmotiv zum indischen Curry (Originalität ist halt voll ätzend, ne!) hatte man sich für ein Filmbild mit dem indischen Superstar Shah Rukh Khan entschieden. Weil es nie genug Klischees sein können. Ob der indische Leinwand-Gott da so begeistert wäre, sei dahingestellt. Er selbst ist ein Moslem und würde damit mit einer Fleisch-Zeitschrift namens "Rind!" klarkommen. Doch seine Frau ist Hindu und stünde dem vermutlich mit größerer Skepsis gegenüber.

Ich weiß nicht, ob das an dieser Stelle hinreichend durchgeklungen ist, aber das ist eindeutig keine Zeitschrift für mich. Ich würde sogar noch etwas weiter gehen und fordern, dass alle Frauen, deren Ehemänner die "Beef!" lesen, für mindestens sechs Monate den Sex verweigern. Nimmt euch lieber einen vegetarischen Liebhaber. Aber den habt ihr vermutlich schon. Deswegen liest der Mann ja die "Beef!". Das moderne Dasein ist ein ständiger Teufelskreis.

2013-10-06

Black marigolds and a silence...

"And sometimes we look to the end
of the tale that there should be
marriage-feasts, and find only, as
it were, black marigolds and a silence."

-- Azeddin el Mocadecci

 


 

2013-04-16

Munich Real - Episode 01 - Wer sind Hacker?

Sie tauchen in unzähligen Action-Filmen auf, wo sie entweder die Erde retten oder (beinahe) zerstören. Auch in der wirklichen Welt polarisieren die Hacker: verschrien als Cyberterroristen, sehen sich die meisten eher als Befreier des Netzes, oder... lassen sich ihre Fähigkeiten fürstlich bezahlen. In dieser Debut-Episode begegnen wir Andi aka Wintamute und versuchen eine Stunde lang dem Phänomen Hacker auf die Spur zu kommen.


2013-03-22

Hazrat Inayat Khan (1882 - 1927)

"Ich habe gut und böse gekannt,
Sünde und Tugend, Recht und Unrecht;
ich habe gerichtet und bin gerichtet worden;
ich bin durch Geburt und Tod gegangen,
Freude und Leid, Himmel und Hölle;
und am Ende erkannte ich,
dass ich in allem bin und alles ist in mir."

- Hazrat Inayat Khan (1882 - 1927)





...one blow of my paw...

"There is no one in the jungle that knows that I, Bagheera, carry that mark—the mark of the collar; and yet, Little Brother, I was born among men, and it was among men that my mother died—in the cages of the king's palace at Oodeypore. It was because of this that I paid the price for thee at the Council when thou wast a little naked cub. Yes, I too was born among men. I had never seen the jungle. They fed me behind bars from an iron pan till one night I felt that I was Bagheera—the Panther—and no man's plaything, and I broke the silly lock with one blow of my paw and came away. And because I had learned the ways of men, I became more terrible in the jungle than Shere Khan."

-- Rudyard Kipling : "The Jungle Book"





2011-10-17

Zwischen Vampiren und Goblins. Auf der BuCon 2011

Vor meiner Ankunft auf der BuCon 2011 plagte mich am meisten die Frage, wer in aller Welt mich für einen Preis vorschlug, der offensichtlich für jemanden reserviert ist, der sattelfest in der Welt der Vampire, Elfen, Kobolde und - deren modernerer Zeitgenossen: der Zombies ist. Der Idee, nicht zu einer Preisverleihnug zu fahren, weil man den Preis am Ende eh nicht bekommt, wohnt oft ein gefährlicher Irrtum inne und so begab ich mich zusammen mit Anna am Ende doch in die ultimative Geek-Zone. Fazit: Es war eine gute Idee.

Tatsächlich gab es dann auch all das, was man hierbei erwartet: Feen, Vampire und Zombies. Und Vampire. Und noch mehr Vampire. Aber es gab auch Steam Punk. Und hardcore Science Fiction. Und der allgegenwärtige Geist von Wolfgang Jeschke schwebte über all dem.

Und nichts an meinen Worten ist Kritik, Vorwurf oder gar Hohn. Gerade heute brauchen wir Mythologie. Wir brauchen mehr davon. Viel mehr. Ich werde kaum jemals etwas nachhaltiges zum Thema Fantasy beitragen. Das können andere Autorinnen und Autoren viel besser. Viele von ihnen waren auch da. Meine Geschichten drehen sich weiterhin um vertraute Alltags-Themen wie Sex, Drogen und Religion. Und den Tod - die ultimative Fantasy. Doch wie eine vergessene Vorstadt-Karikatur von Philip K. Dick bin ich (wenn schon nicht der passende Leser oder Co-Autor) dennoch ein großer Fan und Befürworter dieser grenzübergreifenden und grenzüberschreitenden literarischen Sphäre. Lektionen in geistiger Offenheit und Toleranz gefällig? Fahrt einfach auf die BuCon.

Außerdem klang von allen Nominierten mein Name einem berühmten Captain am ähnlichsten. Macht das mal nach.

Am Ende ging der Preis verdienterweise an Gesa Schwartz, die mit ihrer Dankesrede alle verzauberte und in ihren Bann zog. Wer weiß, ob das Publikum nicht Teer und Federn hervorgeholt hätte, wenn es anders ausgegangen wäre? Ich hatte nochmal Glück.

Ich habe wahrhaftig keinen Grund unzufrieden sein. Da es hierzulande nur einen solchen Preis für Phantasik gibt, die Debütanten zahlreich waren und nur fünf in die engere Auswahl kamen, habe ich natürlich vor, meinen vierten Platz auf jede nur erdenkliche schamlose und der Social Media eigene Art und Weise auszuschlachten. Hier komme ich also, der viertbeste Debütant 2011 im Bereich Phantastik-SciFi-Fantasy! Isaac, Arthur, Philip und J.R.R. - ich hoffe, ihr seht zu, irgendwo aus einer transversalen Paralleldimension heraus, die wir mangels Ahnung als das Jenseits bezeichnen! Pickar out.




Notizen vom Eurotower - 15. Oktober 2011 - Nachmittag

Willy Brandt dreht sich häufig im Grabe um, bei der Vorstellung, dass die Europäische Zentralbank an dem nach ihm benannten Platz steht. Zu seiner Lebzeit wohnte im Eurotower noch eine Gewerkschaftsbank. Aber um so mehr hätte ihn sicherlich gefreut, dass sich nun mindestens vier Generationen dort versammelt haben, um gegen eine Weltordnung zu protestieren, die vom Jahr zu Jahr unerträglicher wird und nur noch wenig mit der hart erarbeiteten Real-Ökonomie des Wirtschaftswunders zu tun hat.

Am Samstag Nachmittag mochten es an die Tausend Menschen hier in Frankfurt gewesen sein. Die Intellektuellen und die Dichter und Schriftsteller haben gefehlt. So ähnelte diese Begegnung kaum den Protesten der 60er. Entsprechend war auch die Ultralinke angenehm wenig präsent. Die Menschen haben abgeschlossen mit -ismen und -isten. Das sind nur noch Etiketten, die von all jenen verteilt werden, die keine Veränderung wünschen. So gab es auch keine Entladungen der Wut oder Gewalt. Der Nachmittag ähnelte einer Beerdigung, bei der die alte, überholte Welt, mit all ihren Tricks und Heucheleien zu Grabe getragen wird. Die Blicke waren ernst, die Stirn gerunzelt. Niemand im Regierungsapparat sollte auch nur einen Hauch des Vertrauens von diesen Menschen erwarten. Weshalb auch?

Doch es zeichnete sich auch ab, dass der Effekt und der Erfolg einer solchen Begegnung am Ende von jenen wenigen abhängt, dei dort über den Samstag hinaus verharren, mit Zelten und Decken und trotz Kälte des Herbstes mit jedem weiteren Tag die nun so bitter nötige Aufmerksamkeit der Medien und Kameras auf sich ziehen.

Ich hoffe nun, dass die Menschen von Frankfurt hier weiterhin Hilfe und Solidarität zeigen. Manche können einfach einen guten Tee kochen, und andere kennen sich mit Sanitäreinrichtungen aus. In einer Stadt, in der täglich 1300 Flugzeuge landen und starten und die eine zentrale Drehscheibe für den weltweiten Monetarismus darstellt, ist es nun wichtig zu zeigen, dass es im Leben in Wirklichkeit um gänzlich andere Dinge geht.



Bilder vom Tatort: