Am letzten Mittwoch (23. September) hätte ich gerne die UN-Vollversammlung besucht. Noch nie zuvor habe ich einen solchen (und zugegeben leicht ekelhaften) Wunsch verspürt, doch an diesem Tag wäre es kurzweilig und amüsant gewesen. Zwei wahre Meister der Entgleisungen, passionierte Bartträger, gelegt an den selben Tag - ein Muss für alle Eklatfans.
Und sie blieben uns beide nichts schuldig. Zuerst trat Muammar al-Gaddafi auf, der oberste Zampano von Libyen und begann die Vereinten Nationen zu zerpflücken. Leidenschaftlich bezeichnete er den Sicherheitsrat der UNO als Terrorrat und wirbelte unentwegt mit einem kleinen Büchlein herum, das sich sehr schnell als eine Kopie der UN-Charta entpuppte und im Zuge der abwertenden Gesten, an denen der libysche Revolutionsführer nicht verlegen ist, spontan eingerissen wurde. Aus den selten eingehaltenen fünfzehn Minuten Redezeit wurden castroeske 95 Minuten. Hillary Clinton verließ demonstrativ den Saal. Eine Handlung, die Gaddafis Auftritt eine zusätzliche Validät verlieh.
Am Nachmittag ließ auch die zweite orientalische Begegnung nichts zu wünschen übrig. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad trat auf und ließ eine weitere seiner bereits unzähligen Hasstiraden gegen Israel vom Zaun. Vertreter Israels sind an diesem Nachmittag lieber gar nicht erschienen. Die Zeichen und Gesten überließ man lieber den Deutschen, die dann die zentrale Aufgabe hatten, während Ahmadinedschads Rede aufzustehen und den Saal zu verlassen. Demonstrativ.
Doch zurück zu Muammar, dessen Auftritt deutlich interessanter war, als das bereits vertraute antisemitische Gekläffe von Ahmadinedschad. Es lässt den Mundwinkel zucken, wenn Männer wie Gaddafi und Castro sich zu Vorbildern des Paradigmenwechsels stilisieren und auf Antiglobalisierungsgipfeln Reden gegen die entfesselte Marktwirtschaft schwingen. Gaddafis Mission scheint es zu sein, jene Lücke zu füllen, die Arafat durch sein Ableben offensichtlich hinterließ und es ist befremdlich, wie oft es ihm, der den modernen islamischen Terrorismus überhaupt erst aus der Taufe hob, gelingt.
Auch ist kein Geheimnis, dass Gaddafi nur deshalb den Gastgeber UNO verunglimpfte, da die Weltorganisation seinen Antrag auf die Zerschlagung der Schweiz, den er am 2. September stellte, abgelehnt hat. Und warum wollte eigentlich Gaddafi die Schweiz auflösen lassen? Weil er wütend darüber war, dass die Schweizer Polizei seinen derangierten Sohn Motassim Bilal "Hannibal" Gaddafi in einem Hotel verhaftete, nachdem er seine schwangere Freundin im Beisamen seiner Ehefrau verprügelt haben soll. Vater Gaddafi drohte mit Atombomben, die er zu seinem Bedauern nicht hatte.
Soweit die Schelte auf das Konto eines lupenreinen Diktators.
Die komische Tragik an dieser Sache besteht darin, dass alles, was Gaddafi an diesem Mittwochvormittag von sich gab, nichts als die reinste Wahrheit ist.
Natürlich hat er recht, wenn er sagt, dass der sogenannte Sicherheitsrat mit seinem Vetorecht, ein Terrorrat ist. Die fünf Vetomächte USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien sind die größten Waffenhersteller und Waffenhändler. Es gibt kaum einen Kindersoldat in Afrika oder Burma, der nicht eine Schusswaffe aus einem dieser Staaten in der Hand hält.
Das Vetorecht erlaubt diesen Ländern binnen eines Augenblicks sämtliche Resolutionen abzuschmettern, die ihrer umsatzorientierten Agenda schaden könnten. Wenn man sehen möchte, wie Menschenrechte nicht nur mit den Füßen getreten werden, sondern wie auf sie anschließend mit verhöhnendem Grinsen draufgepisst wird, muss man sich nur mit der Geschichte der UNO befassen.
Die Deutschen versuchen seit Jahren emsig in den ständigen Sicherheitsrat beizutreten. Sie betonen, dass die Gräuel des Zweiten Weltkriegs nun lange zurückliegen und die Bundesrepublik schließlich eine führende Wirtschaftsmacht sei, mit einem starken demokratischen und menschenrechtlichen Portfolio.
Tatsächlich hat Deutschland in den letzten Jahren als Waffenhändler und Hersteller von Atomwaffenkomponenten derartig rasant die Marktführer aufgeholt, dass man von dieser Warte aus verstehen muss, weshalb die Deutschen auf ihr Recht pochen, bei diesem massenmörderischen Eliteclub dazuzugehören.
Die UNO ist eine der dreistesten Lügen und Heucheleien, die auf dem diesem Planeten aufrechterhalten werden. Ein Possenspiel, das nur deswegen funktioniert, da ein Großteil der Weltbevölkerung den dortigen Sitzungen und Beschlüssen keine Aufmerksamkeit schenkt und noch immer rein national denkt. Bei näherer Betrachtung fällt auch den Langsamsten der obskure Charakter dieser angeblich am Frieden orientierten Welt-Institution auf.
Wenn man nun im Geiste von al-Gaddafi die relativ kurze UN-Charta nimmt und durchliest, stellt man natürlich schnell fest, dass es uns als Menschheit besser dastehen ließe, die UNO sofort aufzulösen.
Es gibt keinen Zweifel an dem neurotischen Charakter eines schimpfenden Würdenträgers wie Gaddafi. Doch die finale Frage, die interessanter ist, als Stellung zu beziehen für und wider Muammar al-Gaddafi, lautet: Was sagt es denn über uns aus, wenn es nur noch die Scheusale und Tyrannen auf dieser Welt sind, die sich wenigstens halbwegs um die Wahrheit bemühen?
Und sie blieben uns beide nichts schuldig. Zuerst trat Muammar al-Gaddafi auf, der oberste Zampano von Libyen und begann die Vereinten Nationen zu zerpflücken. Leidenschaftlich bezeichnete er den Sicherheitsrat der UNO als Terrorrat und wirbelte unentwegt mit einem kleinen Büchlein herum, das sich sehr schnell als eine Kopie der UN-Charta entpuppte und im Zuge der abwertenden Gesten, an denen der libysche Revolutionsführer nicht verlegen ist, spontan eingerissen wurde. Aus den selten eingehaltenen fünfzehn Minuten Redezeit wurden castroeske 95 Minuten. Hillary Clinton verließ demonstrativ den Saal. Eine Handlung, die Gaddafis Auftritt eine zusätzliche Validät verlieh.
Am Nachmittag ließ auch die zweite orientalische Begegnung nichts zu wünschen übrig. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad trat auf und ließ eine weitere seiner bereits unzähligen Hasstiraden gegen Israel vom Zaun. Vertreter Israels sind an diesem Nachmittag lieber gar nicht erschienen. Die Zeichen und Gesten überließ man lieber den Deutschen, die dann die zentrale Aufgabe hatten, während Ahmadinedschads Rede aufzustehen und den Saal zu verlassen. Demonstrativ.
Doch zurück zu Muammar, dessen Auftritt deutlich interessanter war, als das bereits vertraute antisemitische Gekläffe von Ahmadinedschad. Es lässt den Mundwinkel zucken, wenn Männer wie Gaddafi und Castro sich zu Vorbildern des Paradigmenwechsels stilisieren und auf Antiglobalisierungsgipfeln Reden gegen die entfesselte Marktwirtschaft schwingen. Gaddafis Mission scheint es zu sein, jene Lücke zu füllen, die Arafat durch sein Ableben offensichtlich hinterließ und es ist befremdlich, wie oft es ihm, der den modernen islamischen Terrorismus überhaupt erst aus der Taufe hob, gelingt.
Auch ist kein Geheimnis, dass Gaddafi nur deshalb den Gastgeber UNO verunglimpfte, da die Weltorganisation seinen Antrag auf die Zerschlagung der Schweiz, den er am 2. September stellte, abgelehnt hat. Und warum wollte eigentlich Gaddafi die Schweiz auflösen lassen? Weil er wütend darüber war, dass die Schweizer Polizei seinen derangierten Sohn Motassim Bilal "Hannibal" Gaddafi in einem Hotel verhaftete, nachdem er seine schwangere Freundin im Beisamen seiner Ehefrau verprügelt haben soll. Vater Gaddafi drohte mit Atombomben, die er zu seinem Bedauern nicht hatte.
Soweit die Schelte auf das Konto eines lupenreinen Diktators.
Die komische Tragik an dieser Sache besteht darin, dass alles, was Gaddafi an diesem Mittwochvormittag von sich gab, nichts als die reinste Wahrheit ist.
Natürlich hat er recht, wenn er sagt, dass der sogenannte Sicherheitsrat mit seinem Vetorecht, ein Terrorrat ist. Die fünf Vetomächte USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien sind die größten Waffenhersteller und Waffenhändler. Es gibt kaum einen Kindersoldat in Afrika oder Burma, der nicht eine Schusswaffe aus einem dieser Staaten in der Hand hält.
Das Vetorecht erlaubt diesen Ländern binnen eines Augenblicks sämtliche Resolutionen abzuschmettern, die ihrer umsatzorientierten Agenda schaden könnten. Wenn man sehen möchte, wie Menschenrechte nicht nur mit den Füßen getreten werden, sondern wie auf sie anschließend mit verhöhnendem Grinsen draufgepisst wird, muss man sich nur mit der Geschichte der UNO befassen.
Die Deutschen versuchen seit Jahren emsig in den ständigen Sicherheitsrat beizutreten. Sie betonen, dass die Gräuel des Zweiten Weltkriegs nun lange zurückliegen und die Bundesrepublik schließlich eine führende Wirtschaftsmacht sei, mit einem starken demokratischen und menschenrechtlichen Portfolio.
Tatsächlich hat Deutschland in den letzten Jahren als Waffenhändler und Hersteller von Atomwaffenkomponenten derartig rasant die Marktführer aufgeholt, dass man von dieser Warte aus verstehen muss, weshalb die Deutschen auf ihr Recht pochen, bei diesem massenmörderischen Eliteclub dazuzugehören.
Die UNO ist eine der dreistesten Lügen und Heucheleien, die auf dem diesem Planeten aufrechterhalten werden. Ein Possenspiel, das nur deswegen funktioniert, da ein Großteil der Weltbevölkerung den dortigen Sitzungen und Beschlüssen keine Aufmerksamkeit schenkt und noch immer rein national denkt. Bei näherer Betrachtung fällt auch den Langsamsten der obskure Charakter dieser angeblich am Frieden orientierten Welt-Institution auf.
Wenn man nun im Geiste von al-Gaddafi die relativ kurze UN-Charta nimmt und durchliest, stellt man natürlich schnell fest, dass es uns als Menschheit besser dastehen ließe, die UNO sofort aufzulösen.
Es gibt keinen Zweifel an dem neurotischen Charakter eines schimpfenden Würdenträgers wie Gaddafi. Doch die finale Frage, die interessanter ist, als Stellung zu beziehen für und wider Muammar al-Gaddafi, lautet: Was sagt es denn über uns aus, wenn es nur noch die Scheusale und Tyrannen auf dieser Welt sind, die sich wenigstens halbwegs um die Wahrheit bemühen?